Kiebitzprojekt

Feldvogel in Gefahr

Der Kiebitz (Vanellus vanellus) ist ein typischer Vogel unserer Kulturlandschaft. Jedoch wird er immer seltener. So sind seine Bestände in den letzten 20 Jahren um mehr als die Hälfte zurückgegangen. Wie alle Wiesenbrüter zählt er inzwischen zu den am stärksten gefährdeten Vogelarten in Bayern und wird in der Roten Liste Bayerns (RLB) sowie in der Roten Liste Deutschlands (RLD) als „stark gefährdet“ (Rote Liste 2) eingestuft.

Der ursprünglich auf Feuchtwiesen brütende Kiebitz weicht heute aufgrund des starken Rückgangs seines Lebensraumes verstärkt auf Ackerflächen aus. Die nur spärlich bis unbewachsenen Flächen bieten ihm zu Beginn seiner Brutzeit – i. d. R. ab Mitte März – die von ihm bevorzugten Brutbedingung. Die am Boden gut getarnten Gelege sind jedoch durch die Feldbewirtschaftung stark gefährdet und werden häufig im Zuge der Feldbearbeitung zerstört.

Einfache und wirksame Hilfe

Mit einfachen, kleinen Schutzmaßnahmen kann der Bruterfolg des Kiebitzes wesentlich verbessert werden.
Der Landschaftspflegeverband (LPV) Mühldorf koordiniert dazu das gemeinsam von Landesbund für Vogelschutz (LBV)- Kreisgruppe Mühldorf, Bayerischen Bauernverband (BBV), Wildland-Stiftung Bayern und der Unteren Naturschutzbehörde initiierte Kiebitz-Projekt im Landkreis Mühldorf. Der gesamte Landkreis Mühldorf wird dabei von Ehrenamtlichen der LBV Kreisgruppe Mühldorf betreut, während sich die Mitarbeiterin der Wildland-Stiftung im Rahmen ihres gleichzeitig laufenden BayernNetzNatur-Projektes „Natur.Vielfalt.Isental“ um mehrere Schwerpunktgebiete im Isental – in unserem Landkreis das Thalhamer Moos – kümmern.

Was wird gemacht?

Wie bereits seit 2016, sind auch in diesem Frühjahr wieder unsere Kierbitz-Helfer*innen im Landkreis unterwegs, um nach den mit auffälligen Schauflügen balzenden Kiebitzen Ausschau zu halten. Die Kiebitze sind übrigens sehr brutortstreu und nutzen ihre gewählten Brutstandorte oft über Jahrzehnte.

Sobald einzelne Brutpaare und ihre Neststandorte ausfindig gemacht werden, werden sie dem Landschaftspflegeverband gemeldet. Wir vom LPV setzten uns daraufhin mit den Bewirtschafter*innen in Verbindung um zu erfragen, ob sie mit einer Markierung des Geleges einverstanden sind.

Haben wir das Einverständnis bekommen, werden die Nester von den Kiebitzbetreuer*innen mit zwei Stöcken in Bewirtschaftungsrichtung jeweils ca. 5 m vor und nach dem Gelege ausgesteckt. Die vorher kontaktierten Landwirt*innen sparen daraufhin die Neststandorte von der Bewirtschaftung aus.

Die Brutzeit des Kiebitzes liegt bei durchschnittlich 26 – 29 Tagen. Da die Küken als Nestflüchter das Gelege nach dem Schlüpfen verlassen, können die Markierungen nach diesem Zeitraum wieder entfernt werden. Während der Brutzeit können Bewirtschafter*innen auch um Hilfe bitten, wenn sie Gülle/Pestizide ausbringen wollen, damit das Nest solange geschützt wird. Die markierten Kiebitzgelege werden regelmäßig kontrolliert um schließlich den Schlupf- und Bruterfolg festzustellen.

Hier zeigen wir, wie der Schutz von Kiebitznestern auf dem Acker funktioniert:

Schutz von Kiebitznestern auf Ackerflächen_LPV Mühldorf

Ein Gewinn für Kiebitz und Landwirt

Die Feststellung des Schlupferfolges ist dabei nicht nur als Erfolgskontrolle der durchgeführten Maßnahme wichtig. Wir möchten uns auch heuer wieder mit einer „Nestprämie“ bei den Landwirten für ihren geleisteten Beitrag zum Schutz unserer heimischen Natur erkenntlich zeigen. Bereitgestellt wird diese Anerkennung zu gleichen Teilen vom Landkreis und der jeweiligen Kommune. Auch hier möchten wir uns sehr herzlich für die Unterstützung der Kommunen bedanken. Alle teilnehmenden Landwirte und Landwirtinnen erhalten zudem die Auszeichnung unserer Kiebitz-Plakette zum „kiebitzfreundlichen Betrieb“.

Möchten Sie noch mehr für den Kiebitz tun?

Neben dem reinen Gelegeschutz sind Lebensraum verbessernde Maßnahmen ein grundsätzlich notwendiger Schritt, um den Kiebitzbestand im Landkreis Mühldorf langfristig zu sichern und wieder zu stärken. In feuchten, insektenreichen Wiesen und flachen, wasserführenden Seigen finden Alt- und Jungvögel ausreichend Nahrung. Brachestreifen und Saumbereiche entlang von Gräben bieten jungen Kiebitzen neben der Nahrung auch die notwendige Deckung. Für entsprechende Maßnahmen gibt es verschiedene Fördermöglichkeiten, beispielsweise über das Vertragsnaturschutzprogramm (VNP), das Kulturlandschaftsprogramm (KULAP) oder die Landschaftspflege- und Naturparkrichtlinie (LNPR).

Zu den jeweiligen Fördermöglichkeiten beraten Sie gerne:

Esther Lindner, LPV Mühldorf: LNPR-Förderungen im Rahmen des Kiebitz-Schutzprojektes (08631 – 699 576)
Franz Prinz, Wildlebensraumberater: KULAP
Matthias Nirschl, Biodiversitätsberater: VNP

Hier zeigen wir, mit welchen förderfähigen Maßnahmen man dem Kiebitz zusätzlich helfen kann:

Lebensraumverbesserung für den Kiebitz_LPV Mühldorf

Bitte helfen Sie mit!

Im Rahmen des Kiebitzschutzprojektes wurden nun in sensiblen Kiebitz-Brutgebieten im Landkreis Mühldorf Hinweistafeln aufgestellt, die auf die besondere Gefährdung der Kiebitze aufmerksam machen. Gefördert wurden die Schilder durch die Gerhard und Ellen Zeidler-Stiftung Waldkraiburg sowie zusätzliche Tafeln über Mittel des Freistaates Bayern.
Durch unser umsichtiges Verhalten in der freien Natur können nun auch wir unseren Beitrag zum Schutz der gefährdeten Feldvögel leisten. Indem wir auf den Wegen bleiben und unsere Hunde an der Leine führen, vermeiden wir zusätzliche Störungen, die den Bruterfolg der Vögel gefährden würden.

Nur gemeinsam können wir den Kiebitz im Landkreis Mühldorf auf Dauer schützen und erhalten. Deshalb helfen Sie bitte mit beim Kiebitz-Schutz, indem Sie bei ihrem nächsten Ausflug in die Natur auf den Wegen bleiben und ihre Hunde anleinen. Familie Kiebitz dankt es Ihnen!

Kontakt

Projektleitung des Kiebitzprojektes im Landkreis Mühldorf:

Esther Lindner

Tel.: 08631 699 576
Mobil: 0151 15576825
E-Mail: e.lindner@lpv-muehldorf.de

Das Kiebitz-Schutzprojekt wird gefördert durch Mittel des Freistaates Bayern.